Donnerstag, 11. April 2024

38 Jahre Miami FBI Shootout

 

Am 11. April 1986 kam es in Miami bei einem missglückten Festnahmeversuch des FBI zu einem folgenschweren Schusswechsel. Der „Miami FBI Shootout“ gilt heute als eine der am gründlichsten analysierten Schießereien in der Historie zu Feuerwaffen. Gravierende Änderungen in Taktik und Bewaffnung waren die Folge

Oranger Hintergrund: Die Waffen der Täter. Darüber
blauer Hintergrund: Die verwendeten Waffen des FBI.
Links, rechts und darunter: Die Waffen, die dem FBI
am 11. April zur Verfügung gestanden hätten (Foto: FBI)


Der Miami FBI Shootout vom April 1986 ist das Lehrbeispiel schlechthin, wenn es um Analyse und Ableitungen einer nicht-militärischen Konfrontation mit Schusswaffen im Zwanzigsten Jahrhundert geht. Eine direkte Folge war die Einführung neuer und leistungsstärkerer Kurzwaffenkaliber und eine verbesserte Ausbildung im Bereich des „Kampfes um ein Fahrzeug herum“.
Aber auch im Ausbildungssegment des „Nachladens“ lässt der Miami Shootout mit teils frappierenden Resultaten aufhorchen.

Die Szenerie unmittelbar nach dem „FBI Miami Shootout“
am 11. April 1986. Dieses Ereignis führte zu einem
Paradigmenwechsel beim FBI und zur Einführung eines
stärkeren Kurzwaffenkalibers. Zuerst trat die 10mm Auto
in den Fokus, später die .40S&W (Foto: FBI)


Akteure und Bewaffnung
Beteiligte auf Seiten des FBI:
Ronald Risner (nicht verwundet), S&W Pistole M459, S&W M60 Back-Up Revolver
Richard Manauzzi (leicht verwundet), Waffe verloren, am Feuergefecht nicht beteiligt
Gordon McNeill (schwer verwundet), S&W Revolver M19
Edmundo Mireles (schwer verwundet), Remington Flinte 870, S&W Revolver M686
Gilbert Orrantia (schwer verwundet), S&W Revolver M13
John Hanlon (schwer verwundet), S&W Revolver M36
Benjamin Grogan (tot), S&W Pistole M459
Jerry Dove (tot), S&W Pistole M459
Verbrecher:
William Matix (tot), S&W Flinte M3000
Michael Platt (tot), Ruger Mini-14, S&W Revolver M586, Dan Wesson Revolver

Die blutverschmierte Smith & Wesson M 459 im Kaliber 9x19
von FBI Agent Dove bekam einen direkten Treffer aus
der Ruger Mini-14 in den Verschluss, welcher zur
Funktionsunfähigkeit der Waffe führte (Foto: FBI)


Miami 1986
Am Morgen des 11. April 1986 leitete ein Team des FBI eine Suche nach einem gestohlenen Fahrzeug Chevrolet Monte Carlo Modell 1979 ein. Die Identität der Verdächtigen war unbekannt. Jedoch gingen die FBI Beamten davon aus, dass das gestohlene Fahrzeug für einen Bankraub benutzt werden sollte.
Gegen 9:30 Uhr entdeckten die beiden FBI Beamten Grogan und Dove das verdächtige Fahrzeug und begannen die Verfolgung. Zwei weitere Fahrzeuge des FBI Teams schlossen sich an. Es wurde versucht, eine Verkehrskontrolle bei den Verdächtigen durchzuführen.
Schließlich wurde der Chevrolet Monte Carlo der Verdächtigen gerammt und abgedrängt. Die Kollisionen endete auf einem Parkplatz vor Haus Nummer 12201 Southwest 82nd Avenue.
Der Chevrolet der beiden Verdächtigen Matix und Platt wurde dabei auf der Beifahrerseite zwischen einem geparkten Auto und dem FBI Fahrzeug von Manauzzi Auto auf der Fahrerseite eingeklemmt. Richard Manauzzi verlor beim Aufprall der Fahrzeuge seinen Revolver.

Das Fluchtfahrzeug Chevrolet Monte Carlo eingeklemmt
zwischen dem zivilen Oldsmobile Cutlass (links) und
dem FBI Buick von Agent Manauzzi (rechts) (Foto: FBI)


Der Feuerkampf beginnt
Michael Platt eröffnete aus dem Chevrolet heraus mit seiner Ruger Mini-14 sofort das Feuer in Richtung Manauzzi.
FBI Agent John Hanlon verlor bei der Kollision ebenfalls seine Primärwaffe (S&W Revolver), konnte jedoch mit seiner Zweitwaffe S&W M36 am Feuergefecht teilnehmen.
FBI Agent Benjamin Grogan verlor beim Zusammenstoß seine Brille. Es wird gemutmaßt, dass sein Sehvermögen daraufhin derart beeinträchtigt war, dass er am Feuerkampf nicht effektiv teilnehmen konnte.

Das Fluchtfahrzeug wurde von Projektilen durchsiebt.
Beide Täter mussten durch die Seitenfenster ausbooten,
da die Türen blockiert waren (Foto: FBI)


FBI Mann Gordon McNeill wurde durch das Gewehrfeuer von Platt schwer verwundet. Platt feuerte dann mit seiner Mini-14 auf Mireles, der über die Straße rannte, um sich dem Kampf anzuschließen. Mireles wurde am linken Unterarm getroffen und schwer verwundet.

Michael Platt begann unter dem Deckungsfeuer von William Matix auszuweichen. Der bereits schwer verwundete Gordon McNeill feuerte sechs Schüsse aus seinem Revolver auf Matix ab, wovon zwei in Kopf und Hals trafen. Matix wurde vorübergehend bewusstlos. FBI Mann Gordon McNeill war aufgrund seiner Verletzungen nicht mehr in der Lage, seinen Revolver nachzuladen.

Die Position der Fahrzeuge am 11. April 1986
(Edmundo Mireles)


Michael Platt verließ das Fluchtfahrzeug durch das Fenster der Beifahrerseite. Er wurde dabei von einem Projektil aus der Dienstwaffe von Jerry Dove (9x19) in den Oberarm getroffen. Das Projektil durchschlug die Brust und kam laut Autopsie nur einen Zentimeter vor dem Herzen zum Stehen. Die Autopsie ergab des Weiteren, dass Platts rechte Lunge kollabiert war und seine Brusthöhle mehr als einen Liter Blut enthielt. Von den insgesamt zwölf Schusswunden, die Platt davontrug, war diese Wunde die Hauptursache für den Tod.
Michael Platt musste beim Ausbooten aus seinem Chevrolet über die Motorhaube eines anderen Fahrzeugs, eines Oldsmobile Cutlass, klettern. Dabei wurde er ein zweites und drittes Mal in den rechten Oberschenkel und den linken Fuß getroffen. Diese Schüsse wurden vermutlich von FBI Agent Dove abgefeuert.
Platt führte den Feuerkampf aus einer gedeckten Stellung hinter der Motorhaube des Oldsmobile Cutlass fort. Er feuerte mit seiner Mini-14 mehrfach auf die FBI Beamten Ronald Risner, Gilbert Orrantia sowie John Hanlon, Jerry Dove, Gilbert Orrantia und Benjamin Grogan. Währenddessen erlitt Platt mehrere weitere Schusswunden.

Michael Platt verließ seine Deckung und ging direkt auf die FBI Beamten zu, die entweder mit Nachladen oder ihren zahlreichen Schusswunden beschäftigt waren. Er umrundete, selbst schwer verwundet, das Heck des weißen FBI Buick und tötete die FBI Männer Grogan und Dove mit Schüssen seiner Mini-14 aus Nahdistanz. Dann versuchte er in das Fahrzeug der beiden zu steigen und den Tatort zu verlassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Komplize Matix das Bewusstsein wiedererlangt und stieg ebenfalls in das FBI Fahrzeug.
FBI Agent Edmundo Mireles feuerte insgesamt fünf Schüsse aus seiner Remington 870 auf Platt und Matix ab. Wegen seiner schweren Verwundungen musste er das einhändig tun und traf keinen von beiden.

Schematische Darstellung des Treffers aus Jerry Dove‘s
S&W M459 als Michael Platt durch die Seitenscheibe
des Chevrolets klettert (Foto: FBI)


Das Ende des Feuerkampfes
Platt versuchte, das FBI Fahrzeug zu starten. Mireles bewegte sich parallel zur Straße und dann direkt auf Platt und Matix zu. Er feuerte mit seinem S&W M686 sechs Schüsse auf die Verdächtigen ab. Der erste und zweite Schuss verfehlten ihr Ziel. Der dritte traf Matix im Gesicht und zersplitterte in zwei Teile, ohne ernsthafte Verletzungen zu verursachen. Der vierte traf Matix im Gesicht neben seiner rechten Augenhöhle, wanderte durch die Gesichtsknochen nach unten in den Hals, wo er in die Wirbelsäule eindrang und das Rückenmark durchtrennte. Der fünfte traf Matix ins Gesicht, durchschlug den Kieferknochen und den Hals und blieb an der Wirbelsäule stecken. Mireles erreichte die Fahrertür, streckte seinen Revolver durch das Fenster und feuerte seinen sechsten Schuss auf Platt ab. Das Projektil durchschlug Platts Brust, verletzte das Rückenmark und beendete die Schießerei.

Das Heck des FBI Buick, welches vom schwer verwundeten
Michael Platt umrundet wurde. Im Anschluss tötete er die
FBI Männer Grogan und Dove mit Schüssen seiner Mini-14
aus Nahdistanz (Foto: FBI)


Nachgang
In der sehr umfassenden Analyse des Miami FBI Shootout wurde u.a. festgestellt, dass die beiden Täter mit mehr Eindringtiefe; also höherer zielballistischer Wirkung; wesentlich eher hätten gestoppt werden können. Die von den FBI-Beamten verwendete 9x19 Munition bzw. die Patrone .38 Special +P (zum Teil verschossen aus kurzläufigen Back-Up Revolvern) erwiesen sich als zu schwach für diese Art eines Feuergefechts. Selbst aus Revolvern im Kaliber .357 Magnum verschossen die FBI Männer lediglich die weitaus schwächer Patrone .38 Special +P.
Mit der typisch US-amerikanischen Herangehensweise einer rein ausrüstungsorientierten Fehleranalyse, rückte die drei Jahre zuvor ins Leben gerufene Idee Jeff Coopers nach einem besonders leistungsstarken Pistolenkaliber in den Fokus der FBI-Beschaffer. Als Resultat wurde eine Double Action / Single Action (!) Pistole S&W 1076 im Kaliber 10mm Auto beim FBI eingeführt. Sehr bald zeigten sich beim täglichen Training und im Einsatz die Nachteile dieses kraftvollen Kalibers. Für die meisten FBI-Beamten war der Rückstoß beim Schießen nicht zu handhaben. Etwa nur ein Viertel der georderten S&W 1076 Pistolen wurden auch an das FBI ausgeliefert.
Smith & Wesson kürzte im Auftrag des FBI die 25-mm-Hülse der 10mm-Auto-Patrone auf 22 Millimeter. Das Kaliber .40 S&W war geboren und führte in den 1990er Jahren zur Beschaffung der Modelle Glock 22 und 23 beim FBI.

Die Position von Edmondo Mireles, der seine Flinte
Remington 870 einhändig leerschoss und dann die beiden
Täter mit seinem S&W M686 aus Nahdistanz tötete (Foto: FBI)


Zusammenfassung
Die als „Miami Shootout“ in die Geschichte eingegangene Schießerei war für das US-amerikanische FBI ein desaströses Feuergefecht. Die beiden Kriminellen erreichten mit ihren Langwaffen (Flinte Kaliber 12 und Ruger Mini-14 in .223 Rem) von Beginn an Feuerüberlegenheit und hatten aufgrund ihrer militärischen Vergangenheit bei den U.S. Marines und der 101st Airborne Division vermutlich auch den Combat-Mindset Vorteil auf ihrer Seite. Die Verwundungen der FBI-Agenten wurden ausnahmslos durch Einzel- oder Zweifachtreffer der Langwaffen verursacht. Während die beiden Verbrecher erst nach sechs bzw. zwölf Treffern aus den Handwaffen des FBI gestoppt werden konnten.

Fünf Minuten Feuergefecht – Dreißig Jahre Auswertung.
„FBI Miami Shootout“ ist eines der am tiefsten analysierten
Feuergefechte des Zwanzigsten Jahrhunderts (Foto: FBI)


Kritische Würdigung
Am „Miami Shootout“ waren zehn Personen beteiligt, er dauerte fünf Minuten und es wurden 145 Schüsse abgefeuert. Am Ende waren vier der zehn Beteiligten tot, vier schwer verwundet, einer leicht verwundet und nur ein Beteiligter blieb unverletzt. Ein Beteiligter, der leicht Verwundete, nahm am Feuergefecht überhaupt nicht teil, weil er seine Waffe verloren hatte.
Bezogen auf die weit verbreiteten Ausbildungsinhalte „schnelles Nachladen“ oder „taktisches Nachladen“ gibt der „Miami Shootout“ eine frappierende Antwort: Nachweislich haben von den zehn Beteiligten nur zwei überhaupt ihre Waffen nachgeladen: Platt seine Mini-14 und Dove seine Pistole S&W M459. Beide sind tot. Die taktische Ableitung „Wer nachlädt ist tot“ scheint sicherlich überzogen. Dennoch zeigt der „Miami Shootout“, dass „schnelles“ oder „taktisches“ Nachladen in einem realen Feuergefecht nur eine geringe Relevanz haben und daher keine prioritären Ausbildungsinhalte sein sollten.


Montag, 8. April 2024

Gewehrriemen von Kastinger

 

Die Marke Kastinger ist in Deutschland nicht sehr bekannt, obwohl sie seit über drei Jahrzehnten Ausrüstung für Militär herstellt und besonders im französischsprachigen Behördenbereich geschätzt wird. Das liegt vielleicht daran, dass Kastinger ein eher unauffälliges mediales Profil hat. Deswegen ist es an der Zeit einen genaueren Blick auf das Unternehmen und zwei ausgewählte Produkte zu werfen

Der Kastinger Gewehrriemen wurde ursprünglich für die
Schweizer Sturmgewehre Stgw 90 und Stgw 04/07 konzipiert


Von Johannes Heilmeier

Auf den Laufstegen Mailands und Paris sieht man bekanntlich die haute couture. Wer zwischen beiden Städten jettet überfliegt dabei die Ortschaft Chamonix-Mont-Blanc in den französischen Alpen. Seit 1991 ist hier das kleine Unternehmen Kastinger beheimatet das ebenfalls hochwertige Textilien herstellt, allerdings auf taktischer Ebene. Die lange Erfahrung in der Herstellung von Ausrüstung wie Magazintaschen, Kampfmittelwesten, Gewehrriemen und Rucksäcken für die französische und Schweizer Armee fließen in das Produktdesign, Materialauswahl und Fertigungsqualität ein. Seit einigen Jahren kooperiert Kastinger mit dem Präzisionsgewehrhersteller PGM Précision und hat das Produktsortiment für Waffenanwender erweitert. Einer der bekanntesten Artikel der Marke ist der Kastinger Gewehrriemen von dem wir zwei Varianten getestet haben und hier evaluieren werden. Die Produkte wurden direkt bei PGM Précision gekauft.

Die 416 Version verfügt zusätzlich über einen
Karabiner und einen Klettverschluss,…


Kastinger Suspender Strap
Es handelt sich um einen Zwei-Punkt-Gewehrriemen mit einem elastischen Part (und nicht um einen Bekleidungsartikel), den es in zwei Varianten gibt: Eine hier grün dargestellte Version, die ursprünglich für das Schweizer Stgw 90 (bzw. Stgw 04/07) konzipiert wurde, und eine sandfarbene 416 Version für AR-15 Systeme. Letztere hat ein paar zusätzliche Features, jedoch sind beide nahezu identisch und agnostisch was die Verwendung mit unterschiedlichen Waffenmodellen angeht. Beide haben gemein, dass sie aus feuerfestem Nomex gefertigt sind, was gerade für Gewehre mit kurzen Läufen von Vorteil ist. Außerdem sind sie sehr schmiegsam, so dass sie sich wie eine zweite Haut um die Schultern legen. Im Vergleich zu steiferen Materialien anderer Hersteller, die sich bei einem schnellen Anschlag im Schaftbereich verkeilen, und so den Schützen stören können, ist dies beim Kastinger Sling aufgrund seiner Flexibilität und dünnen Struktur nicht der Fall. Da er im vorderen Bereich elastisch ist, absorbiert er Stöße auf den Nacken, die zum Beispiel auf längeren Gefechtsmärschen unangenehm sein können. Beim Tragen auf dem Rücken sorgt der elastische Teil des Riemens für Bewegungsfreiheit, ohne dass sich das Gewehr lose hin und her bewegen kann, vorausgesetzt man hat ihn genügend gestrafft. Er lässt sich daher aber nicht als Schießriemen nutzen. Der mittlere Bereich ist breiter gestaltet, damit das Gewicht der Waffe besser auf den Schultern und dem Nacken verteilt wird, beziehungsweise der Riemen durch die größere Kontaktfläche mit dem Körper weniger leicht verrutschen kann. Dieses Prinzip findet auch bei den markant breiten Gewehrriemen der israelischen Armee seine Anwendung und ist mittlerweile auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Eine Polsterung ist nicht weiter nötig. Die 416-Version hat zusätzlich einen Karabiner, der die Befestigung am Gewehr und den beidseitigen Einsatz erleichtern soll. In der Realität konnte jedoch (noch) kein merklicher Vorteil festgestellt werden. Des Weiteren hat der 416er zwei Klettverschluss-Schlaufen, die es ermöglichen die nicht benötigte Gurtlänge einzurollen und zu verstauen, so dass sie den Schützen nicht behindert. Dies hat sich in der Praxis als sehr nützlich erwiesen.

…der zum Verstauen von
überschüssiger Gurtlänge dient


Service und Qualität
Die Qualität des Gewehrriemens ist hervorragend, wie sich an den verwendeten Materialien und der Fertigung in Handarbeit erkennen lässt. So ist es nicht verwunderlich, dass der Kastinger-Riemen auch in der Bedienungsanleitung des SG 553 (Stgw 04/07) von SIG Sauer als (fast schon obligatorisches) Zubehör beschrieben wird. In puncto Service ist eindeutig positiv zu bewerten, dass der Gewehrriemen des Autors von Kastinger repariert wurde, nachdem er beim Einsatz durch Mündungsfeuer beschädigt worden war. Dies wäre wahrscheinlich von anderen Marken, die in fernöstlichen Ländern produzieren, nicht zu erwarten gewesen.

Der elastische Part beim „Suspender Strap“ verleiht dem
Gewehrriemen in manchen Situationen Handhabungsvorteile
(Foto: Hersteller)


Fazit
Der Kastinger Suspender Strap ist ein hochwertiger Ausrüstungsgegenstand im Preissegment um die siebzig Euro, der sich durch seine Optik, Funktionalität und der Verwendung von durchhaltefähigen Materialien von Konkurrenzprodukten abhebt. Auch wer bereits einen Zwei-Punkt-Gewehrriemen besitzt, sollte trotzdem die Anschaffung in Erwägung ziehen, da in manchen Einsatzszenarien die besonderen Produktmerkmale des Kastingers von Vorteil sind.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Hersteller fertigt
Kastinger die Gewehrriemen aus Nomex anstatt Cordura,
wodurch sich die Trageeigenschaften verbessern
(Foto: Hersteller)



Service
https://www.pgmprecision.com


Montag, 1. April 2024

Scharfschützenwesen: Verstelltürme an einem ZF


Der Kauf eines Zielfernrohrs unterliegt diversen Kriterien: Vergrößerung, Absehen und oft auch der Preis stehen im Vordergrund. Meist zählt die Funktion der Verstelltürme nicht zu den primären Anforderungen. Die Maßeinheit der Klicks und vor allem die Verstellrichtung sind aber relevant, können sie doch die Arbeit des Schützen erheblich vereinfachen




Die Drehrichtung der Verstelltürme ist beim Zielfernrohrkauf meist ein gering geschätztes und daher kaum beachtetes Qualitätsmerkmal. Als Kunde nimmt man es meist als gegeben hin. Bei einer durchschnittlichen Anwendung des Waffensystems kann über die Drehrichtung auch gern hinweggesehen werden. Große Bedeutung erhält sie jedoch beim praxisorientierten Gebrauch, bei dem Stresssituationen nicht ausgeschlossen werden können, schnelles Handeln aber unabdingbar bleibt.

Motorik & Alltagsroutine
Menschen; vermutlich nicht nur aus Mitteleuropa; unterliegen der Alltagswahrnehmung, dass eine Rechtsdrehung an einem Regler grundsätzlich mit einem positiven Ergebnis verknüpft ist: Das Radio wird lauter, die Temperaturregelung im Auto bringt mehr Wärme und Licht wird durch das Rechtsdrehen am Dämmerungsschalter heller.

Standardkonfiguration der Verstelltürme:
cw-Drehrichtung und 1-cm-Klickverstellung (0.1 mrad)

Standardhandhabung: Bei einer cw-Drehrichtung werden die Türme
mit der rechten Hand bedient und zur Daumenspitze hin gedreht.
Was einer Korrektur nach oben bzw. nach rechts entspricht

Standardhandhabung Seitenturm:
Rechte Hand Richtung Daumenspitze


cw (clockwise)
Eine Rechtsdrehung am Verstellturm eines Zielfernrohrs sollte ebenfalls eine positive Auswirkung haben. Lies, den Treffpunkt in eine positive Richtung verlagern. Im Koordinatensystem eines Fadenkreuzes sind die positiven Richtungen nach Oben und nach rechts. Das Gleichnis des Koordinatensystems ist bewusst gewählt. Vom Nullpunkt aus führen die Abszissenachse (x-Achse) horizontal nach rechts und die Ordinatenachse (y-Achse) vertikal nach oben jeweils in den positiven Bereich hinein. Beides ist mittels Rechtsdrehung an den Türmen zu bewerkstelligen. Man spricht in diesem Fall auch von einer „clockwise“-Verstellrichtung (cw).

ccw (counterclockwise)
Bei Optiken aus US-amerikanischer Produktion sind die Türme fast immer mit der konträr verlaufenden Verstellrichtung hinterlegt. Das bedeutet eine Rechtsdrehung verlagert den Treffpunkt nach links bzw. unten. Es entsteht eine Dissonanz bzgl. unserer Alltagswahrnehmung. Der Turm müsste in die entgegengesetzte (falsche) Richtung gedreht werden, um eine Verlagerung in den positiven Bereich des Koordinatensystems zu erreichen. Somit ist ein Denkschritt mehr erforderlich. Unter Umständen ein Denkschritt, für den in einer stressbeladenen Situation keine Kapazitäten frei sind. Diese Ausführung der Drehrichtung wird auch als counterclockwise (ccw) bezeichnet.

Typisch US-amerikanische Turmkonfiguration:
ccw-Drehrichtung. In diesem Fall allerdings keine MOA-Rastung,
sondern 0,1 mrad (1-cm-Klickverstellung)

Auch hier hilft die Analogie „Linke Hand Daumenspitze“
weiter, um eine stressresistente Handhabung abzusichern

Das Arbeiten am (rechten) Seitenturm mit der linken Hand ist motorisch
gewöhnungsbedürftig, sollte aber exakt so geübt werden


Maßeinheit der Rastung
Die Rastung der Klickverstellung kann die Arbeit für Schütze oder Beobachter ebenfalls vereinfachen. Zielfernrohre basieren entweder auf einer MOA-Rastung, auf einer metrischen (Zentimeter-) Rastung oder auf mrad. Letztere kann in Bezug auf die Anwendung mit einer Zentimeter-Rastung gleichgesetzt werden. Eine Klickverstellung in 1/4- oder 1/8-MOA Schritten erfordert für uns Europäer immer Umrechenarbeit im Kopf. Unser Alltag basiert auf einem metrischen System. Nicht auf einem System von Zoll und Yards oder Bogenminuten.
Empfehlenswert ist daher ein Zielfernrohr mit einer 1-cm-Klickverstellung auf einhundert Meter Entfernung. Die Kopfrechenarbeit ist leicht, da es sich entfernungsabhängig immer um ein Vielfaches von einem Zentimeter handelt.

Handhabung
Für das stressresistente Drehen an den Verstelltürmen gibt es einen erprobten Trick in der Handhabung, der ein Verstellen in die falsche Richtung nahezu ausschließt und darüber hinaus sogar eine ccw-Verstellrichtung praktikabel werden lässt.

Handhabungstrick Teil 1
Bei einer normalen (also einer cw-) Verstellrichtung greift der Schütze mit seiner rechten Hand den Verstellturm so, dass die Daumenspitze in Verstellrichtung zeigt. Daraus resultiert: Ein Drehen hin zur Daumenspitze ist gleich ein Verstellen des Zielfernrohrs in den positiven Bereich und bringt eine Treffpunktverlagerung nach oben bzw. nach rechts mit sich.

Handhabungstrick Teil 2
Besitzt das Zielfernrohr jedoch an beiden Türmen eine ccw-Verstellung, greift der Schütze mit seiner linken Hand den Turm so, dass die Daumenspitze in Verstellrichtung zeigt. Das Resultat ist identisch: Ein Drehen hin zur Daumenspitze bewirkt eine Treffpunktverlagerung nach oben bzw. nach rechts. Wesentlich ist in beiden Fällen lediglich das Drehen hin zur Daumenspitze.

Sonderfall: Seitenturm links
Der Hersteller Kahles bietet Zielfernrohre mit Seitenturm links an. Dieses Konstruktionsmerkmal beruht vermutlich auf der Idee, dass bei einem Rechtsschütze das Verstellen mit der Unterstützungshand erfolgen soll, die Haupthand aber am Griffstück verbleibt. Für diesen Sonderfall sollten die Türme des Zielfernrohrs zwingend eine counterclockwise (ccw) Verstellrichtung haben und mit Handhabungstrick 2 (linke Hand) bedient werden.

Kahles-Variante Seitenturm links: Diese Sondervariante sollte
grds. mit Türmen in ccw-Drehrichtung ausgestattet sein

Bei ccw-Drehrichtung bedient die linke Hand die Türme,
dreht aber dennoch „zur Daumenspitze“. Das Resultat bleibt identisch,
da es eine Korrektur nach oben bzw. nach rechts bewirkt

Dieselbe Analogie wird beim Verstellen des Höhenturms angewandt:
Zur Daumenspitze hin ist gleich eine Korrektur in den positiven Bereich


Fazit
Wird eine ZF-bestückte Waffe lediglich zum Schießen auf einer 100-m- oder 300-m-Bahn genutzt, spielen Turmdrehrichtungen und Maßeinheiten der Rastung kaum eine Rolle. Die Waffe wird entsprechend der bekannten Distanz einjustiert. Seitenwind kann vernachlässigt werden. Jeder Schuss ist mehr oder weniger gleich.
Beim Schießen in der realen Welt allerdings muss der Schütze bzw. der Beobachter auf eine Vielzahl unbekannter und veränderlicher Faktoren reagieren. Distanz, Wind, Luftdruck und Spindrift bei weiten Schüssen. Die Voraussetzungen sind immer anders. Jeder Schuss wird einzigartig. Vor jeder Schussabgabe müssen Korrekturen an Höhen- und Seitenturm vorgenommen werden. Nicht selten unter Zeitdruck, nicht selten bei widrigen Witterungsverhältnissen in Form von Regen, Kälte, Schnee und Wind. Mitunter auch unter dem Einfluss von Kampfhandlungen. Für Überlegungen, in welche Richtung der Turm gedreht werden soll, ist dann kein Spielraum mehr. Einfache motorische Abläufe, die im besten Fall unseren Alltagsroutinen nahe kommen, begünstigen das Herbeiführen einer richtigen Entscheidung.

Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 75

 

 

Sonntag, 31. März 2024

Leseempfehlung: Essbare Wildpflanzen Europas

 

Essbare Wildpflanzen Europas: 1500 Arten
von Eva-Maria Dreyer

Hardcover: 408 Seiten und über 700 Fotos
Verlag: Nikol Verlag (6. Auflage 2023)
Format: 20 x 27 Zentimeter
ISBN: 978-3868205770
Preis: 19,95 Euro

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Vollständiges und sehr lesenswertes Kompendium zum exzellenten Kilopreis. Die Autorin Eva-Maria Dreyer liefert mit diesem Buch ein Nachschlagewerk für alle, die draußen in der Natur auf die Suche nach neuen kulinarischen Genüssen gehen möchten. Es beschreibt etwa 1.500 Wildpflanzen, die in der Literatur als essbar überliefert sind und nennt deren giftige oder ungenießbare Doppelgänger. Der Schwerpunkt der Artenwahl liegt bei den mitteleuropäischen Pflanzen. Da eine Reihe von Kulturpflanzen, die in Gärten oder auf Feldern angebaut werden, häufig in siedlungsnahen Bereichen verwildert vorkommen, sind auch diese im Buch vertreten.

Das Buch besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist die Wildkräuterküche. Der zweite Teil ist das umfangreiche Kernstück des Buchs: Essbare Wildpflanzen von A bis Z. Alphabetisch nach den deutschen Pflanzenamen geordnet. Die Artenporträts sind immer nach dem gleichen Schema aufgebaut. Fünf unterschiedliche Piktogramme geben einen Hinweis, wie die Pflanze genutzt werden kann: Für den Salat, als Gewürz, als Getränk, zum Backen oder als Obst, Kompott und Marmelade. Darüber hinaus ist in jedem Artenporträt etwas zu „Sammeln und Zubereiten“ erläutert, zu „Standort und Verbreitung“ sowie „Merkmale“ zur Differenzierung.

Teil Drei des Buches könnte mitunter sehr bedeutsam werden: „Giftige Wildpflanzen von A bis Z“. Auch dieser Teil ist alphabetisch geordnet. Unter „Merkmale“ sind Angaben zu Wuchsform, Wuchshöhe, Blütezeit und auffälligen Kennzeichen der Art beschrieben. Ebenso sind Informationen über die wichtigsten Inhaltsstoffe, die Wirkung der Gifte sowie erste Symptome einer Vergiftung erläutert. Als wissenswert werden frühere Nutzungsmöglichkeiten vorgestellt, von denen mit heutigem Wissen über Inhaltsstoffe und Giftwirkung allerdings abzuraten ist. Sehr lehrreich sind auch die botanischen Grundbegriffe.

 

Freitag, 29. März 2024

Die Waffenkultur – Ausgabe 75 (März/April 2024)

 

Ausgabe 75 (März/April 2024)


Die März/April Ausgabe hat folgenden Inhalt:

Lehrmeinungen (5): Center Axis Relock (CAR)
Schusswaffen: Die SIG P320
Scharfschützenwesen: Verstelltürme an einem ZF
Schusswaffen: Ruger American Rifle Gen. II
Zubehör: Gewehrriemen von Kastinger
Swagman Roll: Gebrauchswertsteigerung
Frühlings Haute-Couture: Shorts und Shirt
Kalenderblatt: Fliegermaschinengewehre von Wimmersperg
Kalenderblatt: 38 Jahre FBI Miami Shootout
Buchempfehlung: Essbare Wildpflanzen Europas von Eva-Maria Dreyer
Waffen-Anatomie: Das Maschinengewehr 34 von Alexander Geckeler

http://waffenkultur.com


Mittwoch, 20. März 2024

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 167

 

Aufbaukurs Gewehr, März 2024

Gesamtschusszahl: 18.200 + 220 = 18.420
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400
Neuer Abzug bei: 16.900

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0




Während des zweitägigen Aufbaukurs Gewehr bei Akademie 0/500® absolvierte das Black Label M4 weitere 220 störungsfreie Schuss. Die Waffe war bestückt mit der Sharp Rotpunktoptik von Oberland Arms inklusive 3-fach Vergrößerungsmodul.
Der Gewöhnungseffekt an ein Vergrößerungsmodul stellt sich sehr schnell ein. Insbesondere Schützen mit altersbedingter nachlassender Sehstärke können mit einer Rotpunktoptik und Vergrößerungsmodul noch einmal Trefferergebnisse im Spitzenbereich erreichen.



Rifleman
Das Black Label schoss an beiden Tagen die Standardübung Rifleman. Der Schütze scheiterte allerdings beide Male mit jeweils zwei Fehlschüssen am 400 Yards Ziel.


Dienstag, 12. März 2024

Helikon-Tex®: Swagman Roll

 

Helikons Swagman Roll ist mittlerweile über sechs Jahre am Markt präsent. Seit Herbst 2023 ist der multifunktionale Poncho-Liner in einer verbesserten Fertigungsstufe verfügbar: Er besitzt jetzt zusätzlich eine Wendemöglichkeit, mit zwei komplementären Tarnmustern

Der Swagman verpackt sich entweder selbst in
seiner Brusttasche oder im mitgelieferten Packsack.
Gebrauchsanweisung inklusive


Von Arne Mühlenkamp

Kommt das Gespräch auf Regenschutzumhänge und deren Innenfutter (auch Poncho und Poncho-Liner genannt), hat jeder ehemalige Soldat eine Wortmeldung beizutragen; sogar Luftwaffenangehörige. Konsens dabei ist, dass der Poncho-Liner das sinnvollste Ausrüstungsteil war, das jemals ausgegeben wurde. Das war möglicherweise auch der Grund, weshalb die Bundeswehr in den 1990er Jahren weder Poncho noch Poncho-Liner weiter an die Truppe ausgab. Zu sinnvoll; zu einfach.
Aber nicht nur für Soldaten stellt ein Poncho-Liner ein Stück Ausrüstung dar, das man im Bedarfsfall schon einmal gern in Gold aufwiegen möchte. Auch Trekking-Begeisterte oder Draußen-Enthusiasten wissen diese, eigentlich nur als Innenfutter gedachten, Umhänge wertzuschätzen. Seit etwa 2017 bietet der polnische Hersteller Helikon-Tex eine Gebrauchswert gesteigerte Variante des schnöden Poncho-Liners an: Den so genannten Swagman Roll.

In der Seitentasche eines Duffel Bags findet
der verpackte Swagman problemlos Platz


Gebrauchswertsteigerung
Die Gebrauchswertsteigerung erfährt der Helikon-Umhang durch seine multifunktionale Einsetzbarkeit. Mindestens fünf Rollen sind denkbar, die der Swagman ausfüllen kann. Zunächst natürlich die, des Umhang mit Kapuzenloch in der Mitte und einer Kopplung über eine Fast-Tex Schnalle an der Vorderseite.
Schließt man den umlaufenden Reißverschluss, entsteht ein Schlafsack, der je nach Kälteempfinden des Anwenders als Sommerschlafsack dienen kann. Oder auch als zusätzliche Innenhülle für mehr Wärmerückhalt und Wohlbehagen in einem bereits vorhandenen Schlafsack.
Entsprechend stabile Befestigungselemente vorausgesetzt, ist eine Verwendung als Hängematte denkbar. Und nicht zuletzt kann der Swagman als universelle (Picknick-) Decke dienen.

Drei Varianten mit jeweils zwei komplementären Tarnmustern
stehen zur Wahl: U.S. Desert und Desert Night Camo


Tarnmuster
Die neue Fertigungslinie verfügt außerdem über zwei komplementäre Tarnmuster. Drei Varianten sind derzeit verfügbar. Zum einen die Kombination aus den Tarnschemen U.S. Desert und Desert Night Camo, die beiden Pencott-Muster Wildwood und Snowdrift sowie die Ausführung in Mitchell Camo als „Leaf“ bzw. „Clouds“.

Die beiden Pencott-Muster
Wildwood und Snowdrift


Material und Gewicht
Helikon-Tex verwendet für den Swagman das gleiche Material, aus dem auch die Wolfhound Jacken gefertigt sind: Climashield APEX in einer 67er Grammatur. Damit erhält die Multifunktionsdecke die identischen positiven Gebrauchseigenschaften: Hoher Wärmerückhalt bei geringem Gewicht und pflegeleicht bei der Reinigung. Die Endlos-Kunstfaser Climashield APEX lässt sich auch problemlos im komprimierten Zustand aufbewahren und wird nach dem Entpacken sofort ohne Funktionseinschränkung vollen Wärmerückhalt bieten. Im mitgelieferten Packsack verstaut sich der Swagman in Dreißig Zentimeter Länge mal sechzehn Zentimeter Breite.
Ausgelegt hat die Decke die Maße von 145 mal 200 Zentimeter und wiegt keine achthundert Gramm.

Sowie die Ausführung in
Mitchell Camo als „Leaf“ bzw. „Clouds“
(Bilder: Hersteller)


Verpackt sich selbst
Möglich wäre auch, den Swagman in sich selbst zu verpacken. Als Futteral dient dabei die etwa 30 mal 30 Zentimeter große Brusttasche, die Helikon-typisch innen natürlich auch mit einer Fangschnur-Öse ausgestattet ist.

Fazit
Der Swagman Roll ist ein Ausrüstungsgegenstand, den man nach Anschaffung nicht mehr missen möchte. Der Verkaufspreis liegt für die Wendeausführung bei 170 Euro. Vergleichbare Produkte von Premiumanbietern kosten da schon mal das Doppelte.

Service
Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 75 ab 30. März 2024

 

Mittwoch, 6. März 2024

Leseempfehlung: Das Maschinengewehr 34

 

Waffen-Anatomie: Das Maschinengewehr 34
von Alexander Geckeler

Hardcover: 440 Seiten mit 450 Abbildungen
Verlag: Books on Demand (2024)
Format: 20 x 28 Zentimeter
ISBN: 978-3-7583-3132-9
Preis: 79 Euro

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Das neue Sachbuch „Waffen-Anatomie: Das Maschinengewehr 34“ wirft einen faszinierenden Blick auf die technischen Details dieser ikonischen Maschinenwaffe, die zum Symbol für industriell gefertigte, hochpräzise Waffentechnik geworden ist. Das Buch ermöglicht dem Leser eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem MG 34 und fördert das Verständnis für diesen Meilenstein des Maschinengewehrbaus durch einen fokussierten Blick auf seine Konstruktionsdetails und die damit verbundene Fertigungstechnik.



Das Herzstück des Buches sind die nahezu vollständig erhaltenen Originalkonstruktionszeichnungen, die erstmals veröffentlicht werden. Diese Zeichnungen enthüllen die inneren Geheimnisse der Waffe und ihrer einzelnen Komponenten. Sie zeigen konkret, wie die einzelnen Teile konstruiert sind, was sie auszeichnet und wie sie ursprünglich hergestellt wurden. Darüber hinaus wird deutlich, wie sich einzelne Bauteile im Laufe der Zeit verändert haben, um den Anforderungen des Krieges gerecht zu werden.



Das Maschinengewehr 34 war ein bahnbrechendes Werkzeug, das die Art und Weise, wie der Zweite Weltkrieg geführt wurde, maßgeblich beeinflusst hat. Als erstes deutsches Einheitsmaschinengewehr prägte es die Schlachtfelder bis 1945. Mit diesem Buch möchte der Autor den Leser einladen, das MG 34 nicht nur als Kriegsgerät, sondern auch als beeindruckendes Ergebnis konstruktiver und handwerklicher Leistung zu betrachten.



„Waffen-Anatomie: Das Maschinengewehr 34“ ist ein unverzichtbares Werk für alle, die sich für die Geschichte und Technik von Waffen interessieren. Die Veröffentlichung der Originalkonstruktionszeichnungen ermöglicht es dem Leser, einen einzigartigen Einblick in die Entwicklung und Fertigung dieser bedeutenden Waffe zu erhalten.


Erstmalig werden alle erhaltenen Originalkonstruktionszeichnungen veröffentlicht
Umfassendes Portrait der Fertigungstechnik von militärischen Handfeuerwaffen in Deutschland zur Zeit des Maschinengewehr 34 (MG 34)

Das Buch ist ab sofort direkt beim Verlag sowie Online- und im stationären Buchhandel erhältlich
https://buchshop.bod.de/waffen-anatomie-das-maschinengewehr-34-alexander-geckeler-9783758331329







Montag, 26. Februar 2024

Scharfschützenwesen: Zufallsvariable Wind

 

Material vs. Können

Für einen Langdistanz-Treffer sind zwei tragende Säulen wichtig: Die Grundbefähigung des Schützen und die ballistische Leistungsfähigkeit des Kalibers. In wie weit kann Schützenleistung mangelnde ballistische Performance kompensieren? Und an welchen Details sollte der Schütze gezielt arbeiten?


Neue Long-Range-Wunderkaliber, wie die 300PRC, stechen bei
Vergleichsrechnungen heraus. Sie haben deutlich weniger
Windanfälligkeit und erreichen auf eintausend Meter eine fast
dreimal größere Erstschusstrefferwahrscheinlichkeit als eine .308 Win


Im Scharfschützenwesen spielt geeignetes Material eine weitaus größere Rolle, als bei anderen Arten des Schießens. Während jedermann schon nach kurzer Ausbildungsdauer mit einer Pistole im Kaliber 9 mm Luger einen Treffer auf ein 150 Meter entferntes, manngroßes Ziel anbringen kann, stößt der Anwender im Langdistanz-Schießen schneller an Grenzen, die ihm durch das verwendete Material gesetzt werden. An diesem Punkt steht die berechtigte Frage: Brauche ich neues Material oder nur eine bessere Ausbildung?

Ballistische Leistungsgrenze
Für das Beispiel des Kaliber 9x19 kann unterstellt werden, dass der Mannscheibentreffer über einhundertfünfzig Meter die ballistische Leistungsgrenze der Patrone 9 mm Luger bedeutet. Diese Leistungsgrenze auszureizen, schafft der durchschnittlich begabte Anwender schon nach kurzer Ausbildungszeit. Der Grenznutzen von noch mehr oder noch besserer Ausbildung ist hier sehr gering, da die ballistische Leistungsfähigkeit der 9x19 schlichtweg erschöpft ist.
Übertragen auf das Langdistanz-Schießen und bspw. das Kaliber .308 Winchester wäre das Ende der ballistischen Leistungsfähigkeit bei etwa achthundert Meter angesiedelt. Um wiederholbar 800-m-Treffer anbringen zu können, hat der Schütze jetzt die beiden o.g. Möglichkeiten: Er verbessert seine Schützenleistung oder beschafft sich eine Waffe mit höherem ballistischen Potential.
Das Dilemma in diesem Fall ist die Kosten-Nutzen-Rechnung. Denn man kann nur einmal Zeit in Ausbildung investieren und man kann nur einmal Geld für ein neues Gewehr ausgeben. (Zugegebenermaßen ist ein neues Gewehr reizvoller)

Das Kaliber 6.5 Creedmoor hat sich querschnittlich etabliert.
Bei identischen Rückstoßverhalten hat die 6.5CM für Schüsse zwischen
800 und 1.000 Meter ballistische Vorteile gegenüber einer .308 Win.


Annahmen
Um die folgende Betrachtung einigermaßen vergleichbar zu halten, sei davon ausgegangen, dass der Schütze über eine Grundbefähigung verfügt, die sich wie folgt definiert: Der Schütze erfüllt mit einer Pistole zu jedem beliebigen Zeitpunkt und beliebig oft den Präzisionsanspruch „Kornbreite“. Das heißt, er trifft entfernungsunabhängig ein Ziel, das jeweils seiner Kornbreite entspricht.
Mit einem Gewehr ist er in der Lage, zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine Gruppe zu schießen, die kleiner oder gleich 0,6‰ ist. Das bedeutet, die Gruppe ließe sich auf 25 Meter mit dem Zeigefinger abdecken. Auf einhundert Meter entspräche das einem Streukreis von sechs Zentimeter. Hochgerechnet auf die vorgenannten achthundert Meter wäre das eine Streuung von weniger als fünfzig mal fünfzig Zentimeter; also ein sicherer Treffer auf einer Mannscheibe. Man könnte auch sagen, die schützenbedingte Durchschnittsstreuung ist kleiner als das Zielmedium.

Variablen bei Langdistanz
Im Scharfschützenwesen kommen mehrere Faktoren zusammen, die signifikanten Einfluss auf den präzisen Treffer haben. Das sind Entfernung zum Ziel, Luftdruck, Temperatur, Windverhältnisse, Anfangsgeschwindigkeit, Geschossgewicht, ballistischer Koeffizient.
Von allen Faktoren können nur zwei Variable nicht exakt bestimmt, d.h. gemessen, werden. Das sind die Faktoren Wind sowie die Anfangsgeschwindigkeit des Projektils (vor dem Schuss). Während die Anfangsgeschwindigkeit durch statistisch aussagekräftige V0-Messungen hinreichend genau eingegrenzt werden kann und die Varianz durch Verwendung hochwertiger Munition reduziert werden kann, bleibt der Wind die eine Zufallsvariable. Und damit der einzige Einflussfaktor, an dem menschliche und ballistische Leistungsbeiträge sichtbar werden können.

Die Hornady 7mmPRC ist das jüngste Produkt
der Precision Rifle Cartridge Serie


Zufallsvariable Wind
Die meisten Fehlschüsse über Langdistanz haben ihre Ursache in der Falschbeurteilung der Windverhältnisse. Wind kann weder exakt gemessen noch stochastisch geschätzt werden. Wind muss „gelesen“ werden. (An dieser Stelle wird auch bewusst der Begriff der „Wind-Schätzung“ vermieden, um semantische Konflikte mit dem Begriff der stochastischen Schätzung zu verhindern.)
Da es im Jahr nur ganz wenige windstille Tage gibt, ist die günstigste Konstellation im Scharfschützenwesen nur eine Windstärke aus nur einer Windrichtung über die gesamte Entfernung bis zum Ziel. Im Normalfall allerdings sind Windrichtung und Windstärke an der Stellung des Schützen ungleich den Windverhältnissen im Zielgebiet. Noch übungsintensiver wird das Windlesen, wenn neben Schützenposition und Zielgebiet ferner auf der Flugbahn des Geschosses eine dritte Windart vorherrscht.
Das einzige Trainingsziel wird somit, Wind besser lesen zu können. Der einzige Anschaffungsgrund für ein neues Kaliber ist demnach, Auswirkungen von Fehlern im Windlesen zu minimieren. An diesem Punkt setzt die Kosten-Nutzen-Rechnung für den Schützen ein: Geht er den steinigen Weg und lernt den Wind anhand von Geländemerkmalen besser zu lesen? Oder rüstet er auf ein Kaliber um, das grundsätzlich weniger windanfällig ist?

Die vor etwa drei Jahren eingeführte .375 Swiss P
des RUAG-Konzerns besticht mit extrem hohen Energietransport
jenseits der eintausend Meter (Foto: RUAG)


Wind-Vergleichbarkeit von Patronen
Das bestimmende Maß für den Einfluss des Windes auf ein Geschoss ist dessen Flugzeit. Je länger ein Geschoss fliegt, desto länger kann eine seitliche Kraftkomponente (Wind) auf das Geschoss einwirken. Die Lösung ist daher, die Flugzeit des Projektils zu minimieren.
Die Flugzeit des Projektils wird umso kürzer, je höher die Anfangsgeschwindigkeit und je geringer der Geschwindigkeitsverlust während der Flugzeit sind. Die Verlangsamung eines Geschosses ist umso kleiner, je höher der ballistische Koeffizient ist.
Um den Windeinfluss zu minimieren, sollten die Anfangsgeschwindigkeit sowie der ballistische Koeffizient maximiert werden. Das Geschoss sollte also in seiner Kalibergruppe eine möglichst große Masse haben, vor einer möglichst großen Pulverladung sitzen und durch einen möglichst langen Lauf getrieben werden.

Vergleichsrechnung von sechs Patronen, die im Langdistanz-Schießen
relativ weit verbreitet sind. Die 300 Norma Mag entspricht außenballistisch
ziemlich genau der 300PRC. Eine 6.5 Creedmoor besitzt trotz besserer
Außenballistik weniger Rückstoßimpuls als eine .308 Win. Ebenso hat eine
300 Norma Mag / 300PRC weniger Rückstoßimpuls als die 338 Lapua Mag bei
deutlich weniger Seitenwindanfälligkeit. Theoretisch muss der Schütze bei
drei Meter pro Sekunde Seitenwind mit einer 300PRC bis 500 Meter überhaupt
keine Seitenkorrektur vornehmen. Bei 750 Meter ist die Ersttreffer-Wahrscheinlichkeit
mit diesem Kaliber fast doppelt so hoch, wie mit einer außenballistisch optimierten .308 Win


Wunderpatronen
In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Welt der Long-Range-Patronen grundlegend verändert. Spätestens mit dem Design der Kaliberserie der Precision Rifle Cartridge (PRC) vor etwa zehn Jahren erlebte die Szene eine Zeitenwende. Erstmals wurden auf Grundlage sowohl mathematischer als auch praktischer Erfahrungen Patronen explizit für den Einsatz über weite Distanzen konzipiert. Das erste Kind dieser Serie war die 6.5PRC (in 2013/2018), die vornehmlich unter Wettkampfbedingungen eingesetzt wurde. Die 300PRC folgte in 2018/2019 und sollte vorwiegend zur Jagd auf 4-beinige oder 2-beinige Beute eingesetzt werden. Schnell zeigte sich die Austauschbarkeit beider Kaliber in der jeweiligen Rolle.
Eine weitere Patronenserie ist die seit der Jahrtausendwende verfügbare CheyTac in den Dimensionen .408 und .375 CheyTac sowie die vor etwa drei Jahren eingeführte .375 Swiss P des RUAG-Konzerns.
Was all diese Geschossentwicklungen gemeinsam haben, ist die Balanced Flight/Controlled Spin-Technologie. Wodurch stark vereinfacht formuliert eine höhere Flugreichweite im Überschallbereich sowie eine bessere Vorhersagbarkeit des Geschossverhaltens im transsonischen Bereich erzeugt werden soll.

Nachteile
Längere Geschosse mit signifikant höheren Geschwindigkeit erzeugen deutlich mehr Laufverschleiß. Die Lebensdauer eines Laufes dürfte bei diesen Kalibern so gut wie nie die Eintausend-Schuss-Grenze erreichen. Kostenrechnerisch bedeutet das: Neben den fünf bis acht Euro pro verschossene Patrone sollte der Anwender gleichzeitig pro Schuss zwei bis drei Euro Abschreibung auf den Lauf kalkulieren. Man kann eben entweder sparen oder erfolgreich Long-Range schießen.

Eine halbe Sekunde weniger Flugzeit bedeutet eine
halbe Sekunde weniger Angriffsmöglichkeit für Seitenwind


Vergleichsrechnungen
Auf Grundlage der Erkenntnis, dass eine kürzere Flugzeit gleichbedeutend mit höherer außenballistischer Leistung ist, können verschiedene Patronen miteinander verglichen werden. Ziel ist, die Wahrscheinlichkeit eines Ersttreffers zu schätzen.
Dafür wird für die jeweilige Patrone die maximale Mündungsenergie angenommen. Als Projektil wird jeweils das auf dem Markt verfügbare Geschoss mit dem höchsten ballistischen Koeffizienten gewählt. Aus der bekannten Geschossmasse kann über die Mündungsenergie die Mündungsgeschwindigkeit errechnet werden. Beispielhaft wurden für die Vergleichsrechnungen die Kaliber .308 Win / 6.5 Creedmoor / 7mm Rem Mag / 300 Win Mag / 338 Lapua Mag sowie die 300 Norma Mag einbezogen, welche außenballistisch ziemlich genau der 300PRC entspricht.
In der Realität werden diese theoretisch errechneten Daten je nach Umgebungsbedingung abweichen. Für eine vergleichende Betrachtung von Patronen eignet sich dieses Vorgehen allerdings umso mehr, da es auf Basis rein technisch-objektiver Parameter stattfindet.

Eintausend Meter Entfernung und drei Meter Seitenwind gehören
beim Langdistanz-Schießen ohnehin zum Fortgeschrittenenprogramm.
Mit einer .308 Win wären sieben bis acht Versuche erforderlich.
Mit einer 300PRC vermutlich nur drei


Schätzung des Ersttreffers
Außenballistisch wird mit einer Standard-Atmosphäre von eintausend Millibar Luftdruck und 15 Grad Celsius Umgebungstemperatur gerechnet. Außerdem wird angenommen, dass der Schütze den Wind jeweils auf drei Meter pro Sekunde genau schätzen kann. Das entspricht eher mittelmäßigen Windlese-Fähigkeiten. Mit Hilfe eines stochastischen Verfahrens, der sog. „Monte-Carlo-Simulation“ werden mehrere tausend Schuss simuliert. Aus der Anzahl der Treffer auf eine Zielgröße von 45 mal 45 Zentimeter kann die Trefferwahrscheinlichkeit errechnet werden.

Das Ergebnis der Monte-Carlo-Simulation veranschaulicht graphisch
die Ersttreffer-Wahrscheinlichkeit auf ein Ziel von 45 mal 45 Zentimeter
auf eintausend Meter Entfernung. Oben .308 Win unten 300 Norma Mag / 300PRC


Ergebnisbetrachtung
Das Ergebnis überrascht, weil es der grundsätzlich gültigen Regel „Ausbildung vor Ausrüstung“ widerspricht. Zwar ist die Fähigkeit, Wind lesen zu können, bei Verwendung des Kalibers .308 Winchester deutlich wertvoller – allerdings nur, weil die .308 Winchester außenballistisch deutlich weniger Potential hat, als bspw. die .300 Norma Magnum. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass der Grenznutzen von immer besseren Windlese-Fähigkeiten sehr klein wird. Praktische Erfahrungen zeigen, dass die Fähigkeit den Wind auf anderthalb bis zwei Meter pro Sekunde lesen zu können, ausreicht. Insbesondere die Fähigkeit, Wind besser als ein Meter pro Sekunde lesen zu können, bringt keine wesentliche Erhöhung der Ersttrefferwahrscheinlichkeit und wäre in Anbetracht begrenzter zeitlicher Trainingsressourcen Verschwendung.

Fazit
Der präzise Erstschusstreffer auf eintausend Meter scheint der Anwendungsbereich zu sein, bei dem mehr Materialeinsatz auch zu wesentlicher Ergebnisverbesserung führen kann. Jedoch ist ein leistungsstarkes Kaliber allein nicht alles. Die Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Grundbefähigung und Mindset des Schützen, eine qualitativ hochwertige Optik und die korrekte Kombination aus Patrone und Gewehr sind gleichermaßen wichtig. Wer glaubt, Materialkonsum macht wehrhaft, kann sich den Weg in die Schützenstellung sparen.

Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 74

 

Mittwoch, 14. Februar 2024

UF Pro: Delta Eagle Gen. 3

 

UF Pro bietet seit Kurzem die beliebte Softshell Delta Eagle in einer Weiterentwicklung als Generation 3 an. Die Jacke wurde mit der UF Pro typischen Liebe fürs Detail überarbeitet und setzt jetzt im Marktsegment der Softshells neue Akzente


Der Begriff Softshell Jacke ist genauso dehnbar, wie die Jacken selbst. Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Allerdings hat jeder Outdoor-Hersteller meistens zwei Modelle in seiner Angebotspallette. Eine gefütterte und eine leichte, ungefütterte Variante. Softshell Jacken stehen im Ruf, alles zu können, aber nichts davon richtig. Sie sind nie absolut wasserdicht, nie völlig windabweisend und als warme Außenschicht für Extremtemperaturen keine reale Alternative. Hier liegt die Abgrenzung zu den so genannten Hardshell Jacken. Eine Hardshell ist auf einen oder mehrere Einsatzzwecke hin optimiert. Sie hält Regenwetter länger stand und ist winddicht, was meist mit einer geringeren Wasserdampfdurchlässigkeit erkauft wird. Oder die Hardshell ist eine Jacke mit hohem Wärmerückhalt für „Extreme Cold Weather Conditions“ (ECWC) mit einem Einsatzbereich für unter minus zwanzig Grad Celsius, was sie für alle anderen Temperaturbereiche untragbar werden lässt.

Von den drei Lagen einer Softshell hat UF Pro
das Innenfutter separiert. Nur noch die Außenhaut
und die Membran werden laminiert


Softshell Konzept
Für gewöhnlich bestehen Softshell Jacken aus drei Schichten: Der Außenhaut, einer Membran und dem Innenfutter. Meist werden diese drei Schichten zu einer Grundware laminiert, welche dann als Ausgangsmaterial für den Zuschnitt der Jacke verwendet wird. Das reduziert die Herstellkosten. Das Ausgangsmaterial ist dabei durchaus hochwertig und besitzt je nach Hersteller ganz unterschiedliche Produktbezeichnungen, wie bspw. StormStretch® oder ePTFE Membran GORE 3-L. Softshell-Material ist grundsätzlich winddicht und aufgrund einer Appretur, z.B. mit DWR (Durable Water Repellent) in den meisten Fällen auch stark wasserabweisend.

Die UF Pro typischen Air/pac-Polsterungen in
den Schultern verhindern Kältebrücken und
Druckstellen beim Tragen schwerer Ausrüstung


UF Pro Konzept neu
UF Pro hat sich insbesondere diesem Drei-Lagen-Konzept angenommen und es verbessert. Das Innenfutter wurde separiert. Nur noch die Außenhaut und die Membran werden laminiert. Dadurch wird es möglich, das Material für das Innenfutter frei zu wählen. UF Pro entschied sich hierbei für das sog. Cocona Fleece von 37.5™ Technology, welches bereits aus mehreren anderen UF Pro Jacken bekannt ist. Aus 37.5™ Technology wird Bettwäsche hergestellt, sowie Sportbekleidung oder Herrenoberbekleidung. Renommierte Marken, wie Burberry und Calvin Klein verwenden es genauso, wie Salomon, TREK oder Vertx.
Cocona® bzw. 37.5™ unterscheidet sich von anderen Fleece-Grundwaren durch deutlich bessere Eigenschaften im Dampfmanagement. Das heißt, die durch den menschlichen Körper abgegebene Wärme wird schneller nach außen weitertransportiert ohne das es sofort zu einem Feuchtigkeitsstau innerhalb der Jacke kommt. Darüber hinaus werden so dreihundert Gramm Gewichtsersparnis gegenüber der Jacke aus 2. Generation erreicht. Die Außenhaut der Delta Eagle Gen. 3 ist weiterhin ein Nylon-Ripstop-Gewebe.

Das neue 2-Knopf-System am Kragen ermöglicht
ein schnelles Lösen und Aufsetzen der Kapuze


Auch neu: Kapuze
Die Kapuze ist von ihrem Schnitt unverändert. Allerdings hat UF Pro das Verstauen der Kapuze im Kragen überarbeitet. Durch das neue 2-Knopf-System am Kragen ist es jetzt möglich, die Kapuze schnell mit zwei Handgriffen aus dem Kragen zu lösen und aufzusetzen.

Belüftung
Ein Reißverschluss unter den Armen, der geöffnet werden kann, um etwaigen Wärmestau abzuleiten und die Jacke etwas zu klimatisieren, ist bei fast allen Softshell oder Outdoor-Jacken vorhanden.
UF Pro hat diesen Reißverschluss vergrößert. Es ist möglich, die Jacke seitlich vom Bund bis zum Ellenbogen zu öffnen. Damit werden zwei Dinge erreicht: Neben der Klimatisierung kann so auch auf ein eventuell vorhandenes Gürtelholster nebst Waffe zugegriffen werden. Der Bund der Jacke wird in diesem Fall weiterhin durch eine Druckknopflasche zusammengehalten.

Der Seitenreißverschluss öffnet vom Bund bis
zum Ellenbogen. Neben der Klimatisierung kann
so auch auf ein eventuell vorhandenes Gürtelholster
nebst Waffe zugegriffen werden


Schulterpolster
Im Schulterbereich hat die Softshell die UF Pro typischen Air/pac-Polsterungen. Die machen nicht nur ein breites Kreuz, sondern haben auch Funktion: Das permanente Tragen eines Plattenträgers wird durch die Polster wesentlich angenehmer. Und: Es entsteht keine Kältebrücke, weil kein direkter Kontakt zwischen Ausrüstung und dem Körper aufgebaut wird.

Preis und Farben
Innovation kostet. Der Verkaufspreis der Gen. 3 liegt bei etwa 320 Euro. Die Jacke ist in fünf Colorits verfügbar: Schwarz, Oliv, Grau; außerdem in Navy Blue und gegen einen Aufpreis von achtzig Euro in MultiCam.

Fazit
Wer einfach nur „schlichte“ Oberbekleidung sucht, ist bei UF Pro falsch. UF Pro ist aufs Detail bedacht und zwar ungeachtet der Herstellkosten. Das ist, neben anderen Faktoren, Unternehmensphilosophie und die immer größer werdende UF Pro Fangemeinde sucht genau nach diesem Bekleidungsstil. Die neue Delta Eagle Gen. 3 entspricht genau dieser UF Pro Philosophie.

Service
https://www.tripleaction.de/uf-pro/